AckerRacker ist ein Bildungsprogramm von Acker

Acker Porträt 26. Mai 2025 Judith Holly

Im Kürbisboot am Kufsteiner Palmkohlstrand

Der Acker der „Schatzkiste“ Kufstein – hier erleben Kinder Natur und Abenteuer! Betriebskindergarten "Schatzkiste" Bezirkskrankenhaus Kufstein

In der „Schatzkiste“ in Kufstein kommen Krippen- und Kindergartenkinder an einem Ort zusammen. Der Betriebskindergarten ackert ganzjährig neben den Hochbeeten der Tagesklinik der Psychiatrie des Bezirkskrankenhauses. Die Pädagoginnen lassen hier Natur und Umwelt in die Arbeit mit den Kindern einfließen und orientieren sich dabei an Aspekten der Montessori-Pädagogik. Der Acker ist nur ein paar Gehminuten vom Kindergarten entfernt und wird mit viel Leidenschaft, Begeisterung und großem Tatendrang genutzt. Dreimal pro Woche sind die Kinder mit ihren Pädagoginnen draußen im Gemüsebeet und erfreuen sich an der Vielfalt von Pflanzen und Tieren. 

Soziale und emotionale Entwicklung stärken

„Bei uns ist es wie bei einer Familie, Groß und Klein muss aufeinander achtgeben. Das ist auch am Acker so: Die Kinder lernen Rücksicht zu nehmen, etwas zu teilen oder miteinander zu kommunizieren, da viele Tätigkeiten nur gemeinsam erledigt werden können“, erzählt die Kindergartenleiterin und Naturpädagogin Magdalena Zeisler. Am Acker sind die Kinder besonders aufmerksam und entwickeln ein Feingefühl, sowohl für das Zwischenmenschliche als auch im Umgang mit der Natur. Der AckerCoach der „Schatzkiste“, Peter Holzknecht, bestätigt diese Erkenntnis: „Der Acker fördert die soziale Interaktion und die Zusammenarbeit zwischen den Kindern. Sie lernen etwas als Team zu machen, Verantwortung zu übernehmen und Konflikte zu lösen.“ Das stärkt die emotionale Entwicklung der Kinder und wirkt sich positiv auf gruppendynamische Prozesse aus, sind sich Zeisler und Holzknecht einig. 

Der Acker als Lernort für Kinder und Erwachsene

Die Steigerung des eigenen Selbstwerts und dem Gemeinschaftsgefühl ist dabei nicht nur bei den Kindern der „Schatzkiste“ zu beobachten, sondern auch bei den Erwachsenen, die an der Ackerarbeit beteiligt sind. Der Betriebskindergarten erhält regelmäßig tatkräftige Unterstützung von Eltern und Großeltern als AckerBuddys. Sie helfen den Kindern und Pädagoginnen bei der AckerPflege. „Selbst etwas für die Gemeinschaft zu tun, ist mir ein wichtiges Anliegen, um das Miteinander zu stärken. Das gemeinsame Ackern vermittelt die Wichtigkeit jeder einzelnen Person in der Gruppe“, berichtet der AckerCoach. Dabei wird neben sozialen Aspekten vor allem auch der Grundstein für eine gesunde Ernährung gelegt. Durch die Teilnahme am Bildungsprogramm lernen Kinder und Erwachsene neue Gemüsearten und -sorten kennen. „Wir haben ein Kind bei uns in der Gruppe, das hat wirklich nie Gemüse gegessen. Durch den Acker ist es jetzt auf den Geschmack gekommen und ist wesentlich probierfreudiger“, erzählt die Kindergartenleiterin. Besonders wichtig ist das Miterleben vom Anbau bis zur Ernte, damit eine direkte Verbindung zur eigenen Nahrung entstehen kann. Die Kinder lernen, woher ihr Essen kommt und wie viel Zeit und Aufwand es dafür benötigt. „Das ist das Gemüse von unserem Acker, das muss ich schon kosten“, erklärt ein Kind der Pädagogin.  

Besonders gerne wurden im Betriebskindergarten Palmkohlblätter gegessen. Magdalena Zeisler zeigt sich überrascht: „Ich hatte nicht erwartet, dass den Kindern der Palmkohl schmeckt. Ich habe den selbst davor eigentlich gar nicht gekannt. Man kauft im Supermarkt meistens dieselben Sachen. Durch das Bildungsprogramm haben auch wir Pädagoginnen neues Gemüse kennen und mögen gelernt.“ Sie ergänzt weiter: „Das Ackern ist für mich eine Art Selbststudium. Ich habe schon so viel dadurch gelernt und weiß jetzt, worauf ich beim Gemüseanbau achten muss. Seitdem wir den Acker haben, bin ich aber auch sehr viel bewusster beim Einkaufen von Lebensmitteln geworden. Ich achte wieder mehr auf Saisonalität und Regionalität. Dieses Bewusstsein trage ich mit in die Familie, also eigentlich profitiert mein gesamtes Umfeld von diesem Projekt.“

Wie lange dauert es noch bis zur Ernte?

Die Kinder in Kufstein können es oft kaum erwarten bis aus einem winzigen Samenkorn eine reife Frucht entsteht. „Wann können wir endlich ernten?“, hören die Pädagoginnen schon am ersten Tag nach der Pflanzung. Doch so schnell geht es nicht, der AckerCoach erklärt, was davor alles noch zu tun ist: Gießen, Jäten, Hacken, Schädlinge fernhalten, …  Selbst bei Regen zieht es die Kindergartenkinder nach draußen, um sich um ihre Pflänzchen zu kümmern. „Es ist einfach wunderbar zu sehen mit welcher Selbstverständlichkeit die Kinder mitackern“, erzählt Holzknecht. „Wenn wir auf dem Acker sind, finden sie sich meist sehr selbständig etwas zu tun. Die Kinder entdecken hier viel, es wird ihnen dabei nie langweilig“, berichtet Zeisler.  

Die gemeinsame Arbeit am Acker kann sich sehen lassen, denn die Ernte war im vergangenen Sommer sehr ergiebig. Neben Buschbohnen, Gurken, Tomaten und Kohlrabi sind vor allem die Kürbisse in Kufstein gut gewachsen. „Wow, so groß kann ein Kürbis werden?“, fragt ein Kind erstaunt. Mit dem Bollerwagen wurden die orangenen Früchte dann vom Acker in den Kindergarten transportiert. Die Kürbisse waren so schwer, dass sie kaum von den Kindern allein getragen werden konnten.

Ackern für eine nachhaltige Zukunft

Für die Pädagoginnen und ihren AckerCoach steht fest: Ackern wirkt! Der ganzheitliche Ansatz des Bildungsprogramms spielt für sie eine wichtige Rolle, um Kinder möglichst früh für Natur und gesunde Ernährung zu begeistern. „Der Acker soll zukünftig eine Selbstverständlichkeit werden und aus dem Kindergarten nicht mehr wegzudenken sein“, findet die Kindergartenleiterin. Auch der AckerCoach befürwortet das karottenstarke Engagement der „Schatzkiste“ und freut sich, sein Fachwissen im Kindergarten regelmäßig teilen zu können: „Die Möglichkeit einen positiven Einfluss auf das Leben junger Menschen haben zu können, freut mich sehr. Ich denke, dass die frühe Sensibilisierung für Natur und Umwelt zentral für eine nachhaltige Zukunft ist.“

Auch ihr wollt an eurem Kindergarten Abenteuer und Begeisterung ernten?